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Allergie-Impfung bei Heuschnupfen
21. August 2017 - Dr. Uwe Schwichtenberg
Viele Pollenallergiker sehnen bereits den Herbst herbei, um endlich wieder durchatmen zu können. Doch nicht nur daran sollten Betroffene denken, wenn die Pollensaison vorüber ist: Wer das Übel an der Wurzel packen und im nächsten Frühjahr weniger leiden möchte, sollte rechtzeitig auch einen Besuch beim Dermatologen planen. Denn eine Allergie-Impfung ab Herbst kann das nächste Jahr viel erträglicher machen. "Die einzige schulmedizinische Behandlung von Allergien, die bei den Ursachen ansetzt, ist die Hyposensibilisierung, im Volksmund auch als Allergie-Impfung bezeichnet", betont der Münchener Hautarzt und Allergologe Dr. Harald Bresser. Ärzte nennen das Verfahren spezifische Immuntherapie (SIT). Dabei wird der Körper langsam an die Auslöser der Allergie wie beispielsweise Pollen, Milben oder Insektengift gewöhnt. Das Immunsystem prägt sich so auf Dauer ein, dass es auf dieses Allergen nicht mehr zu reagieren braucht. "Vor allem kann die Hyposensibilisierung der Asthmaentstehung, also dem gefürchteten Etagenwechsel der Allergie von Nase und Rachen in die Bronchien vorbeugen", unterstreicht Dr. Bresser. Nasensprays, Augentropfen und Antihistaminika bekämpfen dagegen nur die Symptome der Allergie.
"Bei der Hyposensibilisierung wird die AllergieSubstanz in kleinsten, langsam ansteigenden Dosen unter die Haut gespritzt oder in Tropfenform unter die Zunge verabreicht", erläutert Dr. Bresser. Für die Immuntherapie gegen Gräserpollen und Hausstaubmilben gibt es zudem auch Tabletten. Allerdings muss die Hyposensibilisierung schon Wochen vor dem Pollenflug begonnen werden. Es wird empfohlen, spätestens vier Monate vor der nächsten Saison anzufangen. Patienten mit einer Allergie gegen Frühblüher sollten damit im Herbst beginnen und deshalb frühzeitig an einen Termin beim Hautarzt denken. "Dieser kann abklären, welche Behandlung die richtige ist", rät der Münchener Dermatologe.
Angewendet wird die Hyposensibilisierung vor allem bei Allergien gegen Pollen, gegen die Hausstaubmilbe und gegen Insektengifte. Selten wird sie gegen allergische Reaktionen auf Schimmelpilzsporen durchgeführt. "Bei Tierhaarallergie wird nur in besonderen Einzelfällen hyposensibilisiert, weil die Behandlung beim gleichzeitigen ständigen Umgang mit dem allergieauslösenden Tier gefährlich ist", so Dr. Bresser. Generell ist die spezifische Immuntherapie aber eine sehr sichere Methode. Eine allergische Reaktion auf die Spritze ist prinzipiell immer möglich. "Bei vorsichtigem Vorgehen sind gravierende Probleme jedoch selten. Lediglich Hautrötungen und Jucken können vor allem am Anfang der Behandlung öfter auftreten", sagt der Hautarzt. Und: "Alle Experten sind sich einig, dass der Vorteil der Hyposensibilisierung die theoretischen Risiken bei weitem überwiegt."
Dabei hängt der Erfolg der Hyposensibilisierung von der Art der Allergie ab. "Eine Beschwerdefreiheit oder deutliche Besserung der Beschwerden lassen sich bei einer Pollenallergie in 80 bis 90 Prozent der Fälle, bei einer Milbenallergie in 70 bis 80 Prozent und bei Insektengiftallergie sogar in 95 Prozent der Fälle erzielen", unterstreicht Dr. Bresser. Vorzugsweise sollte die Allergie-Impfung bei Menschen unter 50 Jahren begonnen werden, deren Allergiebeschwerden weniger als fünf Jahre bestehen. "Aber auch ältere Allergiker können profitieren", weiß der Münchener Hautarzt. Allerdings erfordert die Behandlung Geduld. In den ersten Wochen injiziert der Arzt das Allergen einmal wöchentlich, später alle vier bis acht Wochen. "Schon nach kurzer Behandlungsdauer können sich die Beschwerden bessern, ein Langzeiterfolg benötigt jedoch eine Langzeittherapie über mindestens drei Jahre", empfiehlt Dr. Harald Bresser.