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Wimpernverlängerung, Lidstrich-Tattoo & Co

1. September 2025 - Dr. Uwe Schwichtenberg

Morgens aufwachen und sofort perfekt geschminkt aussehen? Mit diesem Versprechen werben Anbieter von Permanent Make-up und Wimpern-Extensions, die einen Boom erleben. Doch Lidstrich-Tattoos und Wimpernverlängerungen sind nicht vollkommen unbedenklich für die Augengesundheit. Ekzeme und Entzündungen, Infektionen, Wimpernverlust und Trockenes Auge zählen zu den unerwünschten Komplikationen, die häufiger auftreten. Eine Expertin der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft e.V. (DOG) klärt auf, mit welchen Nebenwirkungen zu rechnen ist, wann man nach dem Kosmetik-Studio besser auch eine Augenärztin oder einen Augenarzt aufsucht und von welchen Prozeduren am Auge unbedingt abzuraten ist.

Die globale Augen-Make-up-Industrie floriert. Nach Schätzungen von Analysten wird der weltweite Umsatz im Jahr 2028 bei mehr als 23 Milliarden Dollar liegen und von den Produkten Mascara, Eyeliner und Lidschatten dominiert.1 Doch viele Frauen wollen nicht mehr täglich Wimperntusche oder Lidstrich neu auftragen und ziehen längerfristige Make-up-Lösungen vor – etwa in Form von Wimpernverlängerungen („Extensions“) oder Lidstrich-Tätowierungen. Solche kosmetischen Behandlungen, die von Kosmetikstudios und Make-up-Artists angeboten werden, sind jedoch nicht unbedenklich. „Sie können zu schwerwiegenden Nebenwirkungen führen, dessen muss man sich bewusst sein“, sagt Professorin Dr. med. Elisabeth M. Messmer von der Augenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Nebenwirkungen bei Wimpernverlängerung
So können Wimpernverlängerungen akute, aber auch chronische Nebenwirkungen auslösen. „Zu den häufigsten akuten Störungen zählt das behandlungsbedürftige allergische Kontaktekzem am Lidrand, meist ausgelöst durch den verwendeten Klebstoff“, berichtet die DOG-Expertin. Auch infektiöse Entzündungen des Lidrands und der Bindehaut würden beobachtet. „Ein langfristiger negativer Effekt ist die Verkalkung der Wimpernbasis sowie der Verlust von eigenen Wimpern durch eine Verletzung am Haarschaft“, so Messmer. Schwerwiegende Nebenwirkungen wie eine Hornhauterosion oder eine Infektion der Hornhaut seien selten. Unbedingt zu bedenken: Wimpern-Extensions können während kleinerer Eingriffe am Auge, bei denen zur Blutstillung mit Hitze gearbeitet wird, in Flammen aufgehen.2 „Sie müssen daher vor einer Augenoperation entfernt werden“, betont Messmer.

Komplikationen bei Lidstrich-Tattoo
Wer sich einen Lidstrich als Tattoo stechen lässt, muss nach der Behandlung mit Lidschwellungen und -rötungen rechnen – diese Folgen sind nach Tätowierungen normal und klingen in der Regel nach Stunden bis Tagen wieder ab. „Es können aber auch allergische Reaktionen in Form von Ekzemen auftreten oder langwierige Entzündungen“, zählt Messmer auf. „Auch Infektionen mit Staphylokokken, Streptokokken, Hepatitis und HIV sind beschrieben, vor allem bei unhygienischem Arbeiten.“ Untersuchungen zeigen ferner, dass Lidstrich-Tattoos längerfristig die Talgdrüsen des Lidrandes schädigen, die für den öligen Tränenfilm verantwortlich sind, und somit zu einem Trockenen Auge führen können; Tattoos stehen außerdem im Verdacht, Schuppenflechte und Neurodermitis zu verschlechtern. Zu den weiteren vermeidbaren Komplikationen gehören chemische Verätzungen und mechanische Verletzungen im Bereich des Auges durch die Behandelnden.

Toxischer Pigmente-Mix
„All dies sollte man vor einer Behandlung bedenken“, meint Messmer. Die DOG-Expertin weist in diesem Zusammenhang auch darauf hin, dass keine Berufsausbildung zur Kosmetikerin erforderlich ist, um sich im Bereich Permanent Make-Up selbständig zu machen. „Schulungen umfassen oft nur wenige Tage, anschließend erhalten die Absolventen ein Zertifikat, das die Qualifikation offiziell bestätigt“, berichtet die Augenexpertin. Und auch, wenn Einmal-Nadeln verwendet und Farben von vertrauenswürdigen Herstellern bezogen werden, enthalten moderne Tattootinten Pigmente mit Bestandteilen wie Antimon, Cadmium, Eisen, Chrom, Cobalt, Nickel und Arsen. „Es handelt sich bei Tattoo-Tinten somit um potenziell äußerst toxische Substanzen“, stellt Messmer fest.

Gefährliche Treatments: Weißfärbung und Augapfel-Tattoo
Die DOG-Expertin rät von Wimpernverlängerung und Lidstrich-Tattoo daher ab. „Vor drei weiteren kosmetischen Prozeduren an der Binde- und Hornhaut ist aus augenärztlicher Sicht sogar dringend zu warnen“, betont Messmer. Dazu zähle die I-Brite-Prozedur, eine Behandlung, die eine komplette Weißfärbung bei chronisch geröteter Bindehaut verspricht. „I-Brite kann schwerste Komplikationen wie Geschwüre der Horn- und Bindehaut, Ausdünnen der Lederhaut oder eine Schädigung der Augenmuskeln mit Doppeltsehen auslösen“, erläutert Messmer. Ebenso warnt die DOG-Expertin vor Augapfel-Tattoos, bei denen die gesamte weiße Bindehaut farbig tätowiert wird. „Nach dieser Form des Tattoos wurden Verletzungen beschrieben, die zum Augenverlust führten“, so Messmer.

Hände weg von der Keratopigmentierung
Neuerdings lässt sich sogar der Wunsch erfüllen, die Augenfarbe zu ändern – mittels Keratopigmentierung. Dabei macht der Augenchirurg einen Laserschnitt, klappt die vordere Schicht der Hornhaut um und bringt ringförmig Farbpigmente in die mittlere Hornhautschicht ein. Nach diesem Eingriff wurden nicht nur Probleme mit der Farbpigmentierung beklagt. „Es wurden auch funktionelle und anatomische Probleme berichtet wie störende Lichtempfindlichkeit, Reduktion von Kontrastwahrnehmung, Verlust von Endothelzellen der Hornhaut, Trockenes Auge, Bildung von Gefäßen und behandlungsbedürftige Aussackungen an der Hornhaut“, sagt Messmer. Inzwischen warnt auch die American Academy of Ophthalmology, der weltweit größte Verband von Augenärztinnen und Augenärzten, vor diesem Verfahren zu kosmetischen Zwecken.

Alarmzeichen ernst nehmen
In jedem Fall sollte man Alarmzeichen nach einer kosmetischen Prozedur am Auge ernst nehmen. „Wenn Lid- oder Augenrötung länger als wenige Tage anhalten, sollte man umgehend eine Augenärztin oder einen Augenarzt aufsuchen“, empfiehlt die DOG-Expertin. „Das gilt auch für Schmerzen nach der Prozedur oder eine Sehbeeinträchtigung.“ 

Quelle: Pressemeldung Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft

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